Terje Rypdal: Genialer Pionier der E-Gitarre
In den 1970er Jahren zählte Terje Rypdal zweifellos zu den innovativsten E-Gitarristen der Welt. Die Box “Odyssey: In Studio & In Concert” enthält das Material von Rypdals legendärer Doppel-LP “Odyssey” und “Unfinished Highballs”, eine erst kürzlich wiederentdeckte Radioaufnahme aus dem Jahr 1976. Letztere präsentiert Rypdals Odyssey-Quartett in Zusammenarbeit mit der Swedish Radio Jazz Group und dürfte selbst eingefleischte Rypdal-Aficionados überraschen. “Odyssey” wurde zwar schon zweimal auf CD herausgebracht, aber beide Male bedauerlichwerweise nur in einer um einen Track gekürzten Version. Jetzt erscheint das Werk, so wie es die Fans des Gitarristen immer gewünscht hatten, endlich vollständig: d.h. mit der 24-minütigen episch-rockigen Nummer “Rolling Stone”. “Noch in den extremsten Momenten ist Rypdals Raffiniertheit offensichtlich”, heißt es im “Penguin Jazz Guide” über “Odyssey”. “Es gibt in ‘Midnite’, ‘Adagio’ und ‘Farewell’ lange Passagen, die auch Überbleibsel einer vergessenen Miles-Davis-Session sein könnten. Die Harmonien aber sind ganz und gar seine eigenen und sehr schwer definierbar. Sie sind auch der Grund dafür, dass dieses Album und andere Aufnahmen aus dieser Zeit noch heute so frisch klingen.”
Jan Garbarek: Drei Alben, die den “ECM-Sound” prägten
Diese drei frühen Aufnahmen der “Dansere”-Box gehören nicht nur mit zu den bemerkenswertesten Einspielungen, die Jan Garbarek in den 1970er Jahren für ECM gemacht hat, sie trugen auch maßgeblich dazu bei, den so genannten “ECM-Sound” zu definieren. Auf “Sart” (1971), “Witchi-Tai-To” (1973) und “Dansere” (1975) setzte sich Garbarek auf jeweils unterschiedliche Weise, aber stets erfrischend und intelligent mit einer Vielzahl von Themen auseinander: der musikalischen Dynamik, dem Gruppen-Sound, der Interaktion im Ensemble, der Beziehung zwischen Improvisation und Abstraktion sowie traditionellem Jazz und der Relevanz von originären, aber dennoch frisch klingenden Volksmusikformen für die zeitgenössische Musik. Zu hören ist Garbarek hier mit zwei Ensembles: auf “Sart” mit Bobo Stenson, Terje Rypdal, Arild Andersen und Jon Christensen und dann mit dem temperamentvollen Jan Garbarek-Bobo Stenson Quartet, das man als eine der aufregendsten Bands jener Zeit in Erinnerung hat.