Gitarristen haben auf den Alben des Altsaxophonisten
Tim Berne häufiger eine bedeutende Rolle gespielt. Berne griff dabei stets auf Individualisten wie Bill Frisell, David Torn, Marc Ducret oder den Wilco-Gitarristen Nels Cline zurück. Sie alle haben nicht nur einen unverwechselbar eigenen Sound, sondern beherrschen zugleich auch ein breites stilstisches Spektrum. So wie Ryan Ferreira, der nun für “
You’ve Been Watching Me” zu Bernes gefeierter Band
Snakeoil gestoßen ist.
Produziert und abgemischt wurde das dritte Snakeoil-Albums wiederum von David Torn. “Ich habe Gitarristen schon immer geliebt und auch wie das Altsaxophon zusammen mit einer Gitarre klingt”, verrät Berne. “Ryan spielt weniger solo, sondern orchestriert vielmehr. Aber wie Torn oder Frisell braucht er keine Soli zu spielen, um Präsenz auszustrahlen. Er lässt alle anderen großartig klingen und steuert interessante Kontrapunkte bei.”
Ferreiras Gitarre ist aber keineswegs das einzige instrumentale Novum auf “You’ve Been Watching Me”. Pianist Matt Mitchell überrascht diesmal auch mit elektronischen Ambient-Klängen, während Ches Smith ebenso oft am Schlagzeug wie am Vibraphon zu hören ist. Komplettiert wird Snakeoil durch den großartigen (Bass-)Klarinettisten Oscar Noriega. Produzent Torn hält das Album für einen neuen Meilenstein des Altsaxophonisten.
“Ich glaube, diese Band hat Tim wirklich inspiriert”, meint er. “Die Musik auf dem neuen Album ist intensiv, wie man es bei einer Aufnahme von Tim Berne natürlich erwartet. Die dynamische Bandbreite dieser Band kennt keine Grenzen: das Ensemble spielt nicht nur laut – obwohl es auch superlaut werden kann -, sondern auch sehr leise. Aber die Musik hat trotzdem eine neue Weiträumigkeit. Die Improvisationen sind eine Reaktion darauf, dass Tim seiner kompositorischen Palette mehr Raum hinzugefügt hat – Raum ist zu einem bedeutenden Teil der Improvisationen geworden. Die Arrangements sind offener und es gibt neue Klänge. Ryans Gitarre fungiert oft wie eine gigantisches Hallgerät und liefert jedem in der Band eine fantastische Spielbasis.”
“Es gibt im Jazz und seinen Grenzbereichen nur wenige Musiker, die in den letzten dreißig Jahren eine so ausgeprägte idiomatische Handschrift entwickelt haben wie Tim Berne,” schrieb New York Times-Kritiker Nate Chinen einmal. Das neue Snakeoil-Album unterstreicht, wie richtig er mit dieser Einschätzung lag.