“Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute Musik und die andere Art”, lautet eines der bekanntesten Zitate von Duke Ellington. Was der Pianist, Komponist und Bandleader damit eigentlich vor allem zum Ausdruck bringen wollte: Man solle Musik nicht in stilistische Kategorien einteilen, sondern einzig nach ihrer Qualität beurteilen. Wie fragwürdig solche Einteilungen in stilistische Kategorien sind, verdeutlichen gerade vier ECM-Alben, die auf der Longlist des dritten Quartals für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik stehen.
Während das Duo-Album “Small Town” von Gitarrist Bill Frisell und Bassist Thomas Morgan sowie “Cross My Palm With Silver” von Trompeter Avishai Cohen in der Sparte “Jazz II” nominiert wurden, tauchen “Nightfall” des Trio Quercus von Sängerin June Tabor, Pianist Huw Warren und Saxophonist Iain Ballamy sowie “Asian Fields Variations” von Louis Sclavis in der Kategorie “Grenzgänge” auf. Es hätte genauso gut aber auch andersherum sein können. Denn alle vier Alben weisen zwar einerseits Jazzelemente auf, beschränken sich aber keineswegs auf diese. Mal wird der Jazz mit Elementen von Americana (Bill Frisell & Thomas Morgan) oder nahöstlichen Einflüssen (Avishai Cohen) vermischt, dann wieder mit britischem Folk (Quercus) oder europäischer Kammermusik (Louis Sclavis). Ganz sicher ist nur, dass Ellington sie alle zur Sorte “guter Musik” gerechnet hätte.
Darüber hinaus befinden sich auf der Longlist auch noch die Blue-Note-Debütalben zweier Künstler – “Serenade For Horace” von Drummer Louis Hayes und “Parking Lot Symphony” von Trombone Shorty – sowie “TajMo”, das erste gemeinsame Album von Taj Mahal und Keb' Mo'.